Entsiegelung am Schweizerhofquai Luzern: Bäume geben Takt vor
Luzern 27.11.2024 - 15:56
Der Schweizerhofquai wird zwischen Schwanenplatz und Kurplatz teils entsiegelt. Der Wechsel von Asphalt auf Mergel erfolgt mit Rücksicht auf den Baumzustand.
Wie die Stadt Luzern schreibt, ist die Doppelreihe Rosskastanien charakteristisch für den Schweizerhofquai und trägt zur Attraktivität dieser beliebten Flanierzone bei.
Die mit einem Belagswechsel von Asphalt auf Mergel verbundenen baulichen Massnahmen können je nach örtlichen Gegebenheiten einen grossen Eingriff in das über einen langen Zeitraum entstandene Wurzelsystem darstellen.
Dies führt in der Folge zu zusätzlichem Stress für die Bäume und gefährdet den aktuellen Bestand der alten Bäume. Eine Entsieglung ist grundsätzlich gut für den Baum. Die Entsieglung ist aber immer situativ zu prüfen.
Asphaltbelag schützt Wurzelwerk am Schweizerhofquai
Bei den Analysen am Schweizerhofquai stellten Fachleute fest, dass sich die feinen Versorgungswurzeln direkt unter dem Asphalt in den oberen Bodenschichten befinden.
Der vorhandene Asphalt-Deckbelag schützt das Wurzelwerk damit vor Verdichtung und äusseren Einflüssen aufgrund des hohen Nutzungsdrucks.
Eine Entfernung des Belags würde dazu führen, dass die Versorgungswurzeln gekappt oder beschädigt werden und die Bodenschichten aufgrund der erhöhten Verdunstung des Mergelbelags rasch austrocknen.
Gesundheitszustand der Bäume entscheidet
Die Bäume am Schweizerhofquai haben sich über einen langen Zeitraum dem Umfeld angepasst. Ältere Bäume könnten eine flächige Entfernung des Asphalts nicht überleben. Ihnen fehlt die Vitalität (Reaktionsvermögen), um die Versorgungswurzeln zu regenerieren und sich an die neue Situation anzupassen. Eine Entsiegelung würde den vorhandenen Baumbestand schwächen und dessen Lebensdauer stark verkürzen.
Die Umsetzung des Gestaltungsprojekts wird daher dem Gesundheitszustand der Bäume angepasst. Entsiegelt wird erst, wenn die älteren Bäume das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben.
Da die Bäume unterschiedlich alt sind und jeweils einen anderen Gesundheitszustand aufweisen, soll die Entsiegelung etappenweise in Angriff genommen werden.
Im Zuge der Neugestaltung wird der alte seeseitige Baumbestand in der jeweiligen Etappe entfernt und durch junge Rosskastanien ersetzt. Die bestehenden jungen Bäume können mit der Entsiegelung umgehen und werden in die Etappen integriert.
Gestaltung als durchgängige Promenade
Für eine Neugestaltung des Abschnitts mit entsiegelten Flächen wurde ein Variantenstudium durchgeführt. Geprüft wurden sieben Varianten.
Die Bestvariante basiert auf der Idee, dass die gesamte Quaianlage von der Seebrücke bis zum Tivoli als eine Promenade verstanden wird. Der Abschnitt zwischen Schwanenplatz und Kurplatz wird daher gleich gestaltet wie die heutige Promenade vom Kurplatz bis zum Tivoli.
Der seeseitige Bereich bis und mit erster Baumreihe wird entsiegelt. Die erste Baumreihe am See wird mit einem Stahlrost direkt über den Wurzeln abgedeckt. Dies sorgt im Wurzelraum für bessere Lebensbedingungen und trägt zum Schutz vor der Bodenverdichtung durch Personen und Fahrzeuge bei.
Zwischen den Baumreihen wird ein Weg mit Belag belassen, analog dem restlichen Quai. Die Fläche um die zweite Baumreihe entlang der Strasse wird ebenfalls entsiegelt und mit einer zusammenhängenden Kiesoberfläche ausgebildet.
Etappierung der Entsiegelung und Neugestaltung
Die Entsiegelung und Neugestaltung des Schweizerhofquais erfolgen in mehreren Etappen rund alle fünf Jahre. Der Endzustand wäre demnach in etwa 15 bis 20 Jahren erreicht.
Die Etappen werden in Abhängigkeit vom Zustand der Bäume zu gegebener Zeit durch die Fachleute von Stadtgrün festgelegt. Die erste Etappe startet im Winter 2025/26 und beinhaltet die Bäume entlang der Strasse sowie einige Baumgruppen auf der Seeseite.
Die Planung der weiteren Etappen gestaltet sich zum heutigen Zeitpunkt schwierig, da gegenwärtig keine verlässlichen Angaben zur Entwicklung der seeseitigen alten Bäume gemacht werden kann.
Sinnvolle Lösung zum Schutz und Erhalt der Bäume
Die Entsiegelung geht auf ein Postulat zurück, das der Grosse Stadtrat im März 2023 vollständig überwiesen hatte. Das zwischenzeitlich erarbeitete Projekt für die teilweise Entsiegelung und Neugestaltung des Schweizerhofquais erachtet der Stadtrat als sinnvolle Lösung.
Der Grundsatz «Die Bäume geben den Takt vor» ist wichtig und richtig. Wertvolle alte Bäume sollen nicht präventiv gefällt oder durch eine grossflächige Entsiegelung ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. Mit einer etappierten Entsiegelung wird Rücksicht auf die besonderen örtlichen Gegebenheiten genommen.
Die Bäume bleiben so lange wie möglich erhalten und werden vor unnötigen Eingriffen geschützt. Gleichzeitig erfüllt die Realisierung der ersten Etappe die ästhetischen Ansprüche an diesen beliebten Uferbereich an prominenter Lage.
Planauflage erfolgt ab 29. November 2024 während 20 Tagen
Für den Stadtrat hat die Entsiegelung des öffentlichen Raums eine hohe Priorität. Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Jahren Massnahmen eingeleitet und Projekte umgesetzt, um Versiegelungen zu minimieren oder die Entsiegelung zu fördern.
Die Planauflage für die erste Etappe der Entsiegelung am Schweizerhofquai erfolgt ab dem 29. November 2024 während 20 Tagen. Die Kosten für die erste Etappe des Projekts belaufen sich auf 730'000 Franken.