Ex-SVP-Diethelm verurteilt – Sexarbeiterinnen erleichtert
Schwyz 06.09.2024 - 06:06
Das Urteil gegen den ehemaligen SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm sei ganz grundsätzlich wichtig für Sexarbeiterinnen, heisst es beim Netzwerk ProCoRe.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schwyzer Ex-SVP-Kantonsrat Bernhard Diethelm wurde auch in zweiter Instanz verurteilt.
- Sexarbeit-Organisationen begrüssen diesen wichtigen Schritt.
- Es gebe viele Vorurteile gegenüber Sexarbeiterinnen – nun gelte es, Vertrauen zu schaffen.
Auch in zweiter Instanz ist gestern der ehemalige SVPler und Schwyzer Kantonsrat Bernhard Diethelm schuldig gesprochen worden. Ihm wird vorgeworfen, eine damals 26-jährige Prostituierte angegriffen zu haben. Das Zürcher Obergericht erhöhte das Strafmass von acht auf neun Monate wegen einfacher Körperverletzung. Vom Vorwurf der Gefährdung des Lebens wurde Diethelm dagegen erneut freigesprochen.
«Sexarbeiterin ernst genommen»
Ohne die juristische Seite des Falls im Detail beurteilen zu wollen, stimmt die Aufarbeitung des Falls Diethelm Rebecca Angelini positiv. Angelini ist Geschäftsleiterin des Netwerks ProCoRe, einem Zusammenschluss von verschiedenen Organisationen, der sich für die Rechte von Sexarbeitenden einsetzt.
«Es ist ein wichtiger Schritt, dass hier Gewalt an einer Sexarbeiterin ernst genommen wurde», betont Angelini. Sie fügt aber gleich auch an: «Aber es ist noch ein langer Weg.» In vielen Fällen, bei denen Gewalt im Spiel ist in der Sexarbeit, komme es gar nicht erst zu einem Verfahren.
Dies liege am Stigma gegenüber dem Beruf. Aber auch an den schlechten Erfahrungen, die Sexarbeiterinnen mit der Polizei und Justiz machten, so Angelini weiter. «So gesehen ist es sehr zu begrüssen, dass das Gericht dem Opfer geglaubt hat und der Täter verurteilt wurde.»
Vorurteile gegenüber Sexarbeiterinnen – auch bei der Polizei
Es gebe noch viel Handlungsbedarf in diesem Bereich, erklärt die ProCoRe-Geschäftsleiterin: «Die Polizei muss Vertrauen schaffen und sensibilisiert sein.» Denn – wie die gesamte Gesellschaft – müsse auch die Polizei noch Vorurteile abbauen.
«Sexarbeiterinnen werden oft mit dem Vorurteil konfrontiert, Gewalt gehöre zum Berufsrisiko. So passiert eine Täter-Opfer-Umkehr: Das Opfer wird verantwortlich gemacht.»
Angelini betont, es sei deshalb wichtig, dass Sexarbeiterinnen von Polizei und Justiz ernst genommen würden und ihnen glaubten. «Erst dann werden Sexarbeiterinnen sich trauen, Täter anzuzeigen» – so, wie es im Fall von Bernhard Diethelm eben geschehen ist.