FC Einsiedeln mit Mut und Moral zum verrückten Punktgewinn
Schwyz 29.09.2020 - 08:01
Der FC Einsiedeln liegt gegen den FC Blue Stars zweimal im Hintertreffen und holt sich zum Schluss doch noch einen Punkt.
Gehörten Menschen zu den wechselwarmen Lebewesen, weder auf noch neben dem Fussballplatz hätte sich am Samstagabend jemand bewegt. Vielmehr wären Akteure und Zuschauer bei vier Grad Celsius Aussentemperatur in eine Winterstarre verfallen.
Was sich dann während den 95 Minuten auf dem Rasen abspielte, hatte aber nichts mit hypothetischen Vorstellungen zu tun. Von Beginn weg entwickelte sich ein Spiel mit hoher Betriebstemperatur, welches zumindest die Herzen der frierenden Zuschauer zu erwärmen wusste.
Verantwortlich dafür waren zwei Mannschaften, welche von Beginn weg ihr Heil in der Offensive suchten. Beide Teams kreierten abwechslungsweise Spielphasen, in welchen sie ihren Gegner mit eigentlichen Angriffswellen in die Knie zu zwingen versuchten.
Symptomatisch dafür waren gleich die ersten fünf Minuten, in welchen sich der FCE gleich vier (!) Eckbälle herausspielte und Marko Prskalo die erste hochkarätige Chance abschloss. Die zwei Fans in der «Bierkurve» hatten wohl ihre helle Freude an Einsiedelns leidenschaftlicher Startphase, welche in D‘Altos Kopfball an den Pfosten (10‘) gipfelte.
Die beiden «Hardcore-Fans» waren zugleich Indikator, dass sich wohl nicht viel mehr als 100 Zuschauer auf das Rappenmöösli «verirrten». Für eine attraktive Partie braucht es natürlich zwei Mannschaften.
Lukas Espinosa regelwidrig am Abschluss gehindert
Mit den Zürcher Blue Stars stand dem FC Einsiedeln eine solche gegenüber. Nach der ersten überstandenen Angriffswelle zeigten die Stadtzürcher, dass auch sie der Kälte zu trotzen vermochten und den FC Einsiedeln mit ihren überfallartigen Rushes über die Seiten durchaus in Schwierigkeiten bringen konnten.
Als sich viele Zuschauer bereits mit einem wärmenden Getränk eindecken wollten, wurde Lukas Espinosa regelwidrig am Abschluss gehindert. Kevin Eggers Penaltytor (44‘), welches von Torhüter Filippone zuerst noch abgewehrt werden konnte, beantwortete das «weisse Ballett» nur zwei Minuten später mit dem Ausgleich, ebenfalls per Strafstoss!
Pechvogel Riccardo Gerlach berührte den Ball am Boden liegend schuldlos mit dem Arm. Räber ahnte zwar die Ecke, doch Puemis Schuss war zu platziert.
Was sich dann ab der 60. Minute ereignete, war nichts für schwache Nerven. Torhüter Räber leitete mit einem zu kurz geratenen Ball jene Chance ein, welche von Puemi trotz zweimaliger Gegenwehr des Einsiedler Schlussmannes zur Gästeführung genutzt werden konnte.
Die Zürcher suchten nun vehement den KO-Schlag, zurück ins Spiel fanden aber die Rotschwarzen in den Personen von Espinosa und dem eingewechselten Rusmir Mujanovic, der den Querpass seines Teamkollegen überlegt in die linke Ecke schob. 2:2! Wunderbar, doch mit nur einem Punkte wollten beide Teams nicht Feierabend machen.
Sowohl die Blues als auch der FCE suchten die Entscheidung in einem hin- und herwiegenden Offensivspektakel, an dessen Resultat sich allerdings bis zur 90. Minute nichts mehr ändern sollte. Noch nicht!
FC Einsiedeln gelingt Comeback
Der vermeintliche Hammer aus Einsiedler Sicht packte Da Silva Marques in Form des dritten Treffers der Blue Stars aus. Haare raufen, Kopf schütteln, leere Blicke auf den Zuschauerrängen, nicht aber beim FC Einsiedeln.
Dieses Spiel hatte weder einen Sieger noch ein einigermassen spezielles Ende verdient. Und das verrückte Finish folgte tatsächlich in der fünften Nachspielminute!
Ein letztes Aufbäumen, eine letzte Flanke von D’Alto, ein letzter Torjubel! War es Gerlach? War es ein Eigentor? Spielte überhaupt keine Rolle, der Ball lag im Tor und der Schiedsrichter gab den Treffer. Eine Punkteteilung mit Happy-End-Effekt.
Telegramm
Meisterschaft, 2. Liga interregional, Saison 2020/21 6. Runde: FC Einsiedeln – FC Blue Stars 3:3 (1:1)
Sportplatz Rappenmöösli – 100 Zuschauer.
Tore: 44' K. Egger 1:0, 47' Puemi 1:1, 60' Puemi 1:2, 72' R. Mujanovic 2:2, 92' Da Silva Marques 2:3, 95' Gerlach 3:3.
FC Einsiedeln: Dennis Räber, Jan Auf der Maur (90. Léonce Birchler), Marco D’Alto, Raphael Petrig, Tim Bertschinger, Riccardo Gerlach, Fabian Langhart (55. Rusmir Mujanovic), Kevin Egger, Samuel Pfyl (63. Pascal Fässler), Marko Prskalo (78. Juan Walker), Lukas Espinosa de la Cruz ( 84. Michael Nützel)
Ohne Einsatz: Linor Sefedini, Nicolas Ackermann.
Verwarnungen: 24' Bertschinger, 45' Gerlach, 73' Egger.