Locken Zentralschweizer Baufirmen jetzt mit Startgeld-Boni?

Dank «Zückerli» mehr Lehrlinge im Baugewerbe? Berichte über angebliche Boni sorgen für Wirbel.

Das Wichtigste in Kürze
- Weil Baufirmen nicht genug Lernende finden, werden neue Wege geprüft.
- Zum Beispiel, dass man Lernenden digitale Geräte zur Verfügung stelle.
- Das Interesse an Bauberufen nehme bei den Jugendlichen ohnehin zu.
Weil im Baugewerbe zu viele Lehrstellen offen bleiben, würden Firmen Boni zahlen. An Lernende – damit sie überhaupt ihre Stelle antreten.
Die Buochser Riva Bau AG prüfe aktuell diesen Bonus vor Lehrbeginn. Die Luzerner Lötscher Tiefbau AG zeige bereits, dass dies funktionieren könne.
Das vermeldeten in den letzten Tagen mehrere Innerschweizer News-Plattformen.
Fokus lieber auf guter Schnupperlehre
Nau.ch fragt bei den genannten Firmen nach: Nein, Bonuszahlungen vor Lehrantritt würden keine ausgezahlt.
Stefan Wüest von der Lötscher Tiefbau AG widerspricht bei Nau.ch: «Wir führen kein Bonus-System vor Lehrantritt und denken nicht, dass dies sinnvoll wäre.»
Der Chef-Bauführer ergänzt: «Wir legen den Fokus auf Schnupperlehren, in denen Interessierte sehr gut begleitet werden. So gewinnen sie einen optimalen Einblick in unsere Unternehmung.»

Klar müsse sich etwas ändern und Firmen müssten Jugendlichen mehr bieten als früher. Startgeld-Zahlungen als Lockvogel seien aber der falsche Weg.
Keine Startgeld-Prämien
Ins gleiche Horn bläst die Riva Bau AG, die 38 Mitarbeitende zählt und für diesen Sommer zwei Lehrstellen angeboten hat. Und beide besetzen konnte.
«Wir zahlen keine Startgeld-Prämien und werden das auch in Zukunft nicht tun», sagt Geschäftsführer Silvan Niederberger.

Ein Zückerli ist hingegen nicht ausgeschlossen. Man mache sich Gedanken darüber, ob man Lernenden beim Antritt der Lehrstelle einen Laptop oder ein Tablet schenken möchte.
«Vor allem als Zeichen, dass der moderne Bauberuf weit mehr als Schaufeln und Pickeln bedeute», so Niederberger.
Der Bauberuf wird digitaler
Die Digitalisierung stehe im Vordergrund: «Heute gibt es Totalstationen auf den Baustellen und Baupläne werden auf dem Tablet gelesen», betont Niederberger.
Dass man Lernenden digitale Geräte zur Verfügung stellt, findet auch Matthias Engel vom Schweizerischen Baumeisterverband eine gute Sache.
«Technische Hilfsmittel wie Drohnen, oder Tablets kommen auf dem Bau ebenso zum Einsatz wie die Maurerkelle», so Engel.
Noch immer viele Stellen offen
Dadurch steige die Attraktivität der Bauberufe für die Jugendlichen. Aber nützt das wirklich? Aktuell sind noch viele Lehrstellen für August 2025 frei.
Grundsätzlich nehme das Interesse an den Bauberufen bei den Jugendlichen wieder zu, berichtet Engel.

Angehende Lehrlinge würden vermehrt realisieren, dass nicht nur mit Krawatte eine Karriere möglich sei. «Auch Bauberufe bieten vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten», sagt der Mediensprecher des Baumeisterverbands.
«Im Jahr 2024 starteten 722 Lernende die dreijährige Maurerausbildung. Das sind rund zehn Prozent mehr im Vergleich zu den beiden Vorjahren», so Engel.
Bleibt für die Baubranche zu hoffen, dass sich dieser Trend fortsetzt – auch ohne Bonuszahlungen.