Zermatt Unplugged - Furrer: «Vielleicht kommt Hecht wieder einmal?»

Rolf Furrer ist Geschäftsführer des Festivals Zermatt Unplugged. Im Interview erzählt der ehemalige Hecht-Schlagzeuger von seinen Aufgaben und Lieblings-Acts.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Zermatt Unplugged ist das erste grosse Festival des Jahres in der Schweiz.
- Geschäftsführer Rolf Furrer spricht im grossen Interview über Stars, Gagen und Pläne.
- Das Zermatt Unplugged findet in diesem Jahr vom 8. bis am 12. April statt.
Das Zermatt Unplugged ist traditionell das erste grosse Festival des Jahres in der Schweiz. Vom 8. bis am 12. April treten in den Walliser Bergen zahlreiche Acts auf. Darunter Stephan Eicher, UB40, Amy Macdonald oder Mika – aber auch zahlreiche Schweizer Nachwuchskünstler.
Geschäftsführer des Zermatt Unplugged ist Rolf Furrer. Nau.ch hat sich mit dem ehemaligen Schlagzeuger der Band Hecht zum Interview getroffen.
Nau.ch: Rolf Furrer, in rund einem Monat steigt das Zermatt Unplugged, Ausgabe 2025. Auf welchen Act freuen Sie sich am meisten?
Furrer: Das Opening am Dienstag auf der Zeltbühne mit Stephan Eicher und einem riesigen Orchester wird sicher sehr cool. Ebenfalls am Dienstag tritt Matt Berninger auf. Ihn kennt man vom Namen her nicht so gut. Er ist der Sänger von The National, einer der grössten Indie-Rock-Bands. Er gehört inhaltlich ebenfalls zu meinen Highlights.

Nau.ch: Das Festival besteht seit 2007, seit 2011 sind Sie an Bord. Wie hat sich Zermatt Unplugged in dieser Zeit entwickelt?
Furrer: Das Konzept hat sich nicht gross verändert. Der Unplugged-Ansatz stand schon damals im Zentrum und dadurch die speziellen Konzerte der Bands. Zermatt und das Matterhorn waren natürlich auch schon da (lacht). Abgesehen davon hat sich enorm viel entwickelt. In meinen Anfängen hatten wir die Zeltbühne und die Vernissage sowie zwei, drei kleine Aussenbühnen – mehr nicht. Inzwischen sind wir bei 17 Bühnen, im Dorf und auf dem Berg. Alles ist viel grösser geworden. Mehr Publikum, viel mehr Künstlerinnen und Künstler, mehr Medieninteresse. Und das Team im Hintergrund ist massiv gewachsen.
Nau.ch: Unplugged, also akustische Konzerte, das ist das Alleinstellungsmerkmal des Festivals. Was macht dieser Ansatz mit den Musikern?
Furrer: Es bringt die Musiker zurück zum Kern ihres Schaffens. In der Entwicklung einer Band werden Songs mit der Zeit sehr oft grösser, lauter, versehen mit riesigen Arrangements. Unplugged müssen sich die Bands wieder stärker mit der Essenz ihrer Songs auseinandersetzen. Zudem ist der Bezug zum Publikum ein anderer, der Austausch intensiver.
Nau.ch: Das Zermatt Unplugged markiert das Saisonende in Zermatt. Kommt da bei den Einheimischen jeweils auch etwas Wehmut auf?
Furrer: Das Festival wurde ursprünglich ganz bewusst in diesen Zeitraum gelegt. Es sollte die Möglichkeit bringen, noch einmal etwas Spezielles zu kreieren, die Hotelzimmer zu füllen. Für die Leute in Ort ist es inzwischen zu einem tollen Saisonabschluss geworden. Es kommt noch einmal eine ganz andere Zielgruppe nach Zermatt. Nicht «nur» Skifahrer oder Leute, die das Matterhorn sehen wollen, sondern auch Menschen, die an Kultur und Musik interessiert sind. Die Wintersaison ist für die Leute in Zermatt unglaublich anstrengend. Die Einheimischen sind über Monate 24 Stunden am Tag Gastgeber. Beim Zermatt Unplugged können auch sie einmal abschalten.
Nau.ch: Sie arbeiten zur Hälfte in Zürich und Zermatt. Wie funktioniert das – und wie heimisch fühlen Sie sich im Wallis?
Furrer: In Zürich ist das Team, das sich um Booking, Vermarktung und Kommunikation kümmert. In Zermatt ist das Produktionsteam, das für die Umsetzung verantwortlich ist. Ich pendle hin und her. Das lässt sich mit der Familie gar nicht so schlecht organisieren. In Zermatt bin ich meist unter der Woche, verbringe gerne aber auch ein Ski-Weekend oder die Skiferien mit meiner Familie im Ort. Wenn man eine Veranstaltung in einem Ort wie Zermatt macht, ist es schon sehr wichtig, das Dorf und die Leute zu kennen und Präsenz zu zeigen. Ich fühle mich sehr wohl und willkommen in Zermatt. Zum innersten Zirkel der Einheimischen gehöre ich aber natürlich nicht (lacht).

Nau.ch: Welche Aufgaben hat der Geschäftsführer des Zermatt Unplugged während des Festivals?
Furrer: Hauptsächlich repräsentative Aufgaben. Ich versuche, möglichst viele Künstlerinnen und Künstler zu treffen. Dazu gibt es Meetings mit bestehenden und potenziellen Sponsoren, Medientermine. Die Hauptkonzerte sage ich selber an. Natürlich bin ich auch jeden Tag bei den Team-Briefings dabei. Sollte einmal ein Notfall eintreffen, bin ich bei den entsprechenden Szenarien ebenfalls involviert. Und natürlich versuche ich, so viele Konzerte wie möglich zu sehen. Auch um herauszufinden, was beim Publikum ankommt. Denn man hat immer bereits das Booking für die nächsten Jahre im Hinterkopf.
Nau.ch: Denken Sie bei all den Konzerten auch mal an ein Comeback Ihrer eigenen Musikkarriere?
Furrer: Klar gibt es gewisse Momente, in denen man denkt, dass es schon ein cooles Gefühl ist, auf der Bühne zu stehen. Aber ich habe nicht unbedingt den Drang, das wieder selbst zu machen. Mich interessiert mehr das ganze Drumherum bei einem Konzert. Was passiert hinter der Bühne, was passiert nach dem Auftritt? Das fasziniert mich. Und ist der Grund, weshalb ich meinen Job sehr gerne mache.
Nau.ch: Wie ist der Austausch mit anderen Festivals in der Schweiz?
Furrer: Es gibt den Branchenverband SMPA, dem alle grösseren Konzert- und Festivalveranstalter angeschlossen sind. Man trifft sich zwei-, dreimal im Jahr. Der Austausch ist sehr positiv und wohlwollend. Wir unterstützen uns gegenseitig, zum Beispiel bei rechtlichen Themen. Man besucht sich auch gegenseitig. Bei Zermatt Unplugged haben wir jeweils sehr viele Schweizer Nachwuchstalente im Programm. Und freuen uns immer, wenn ein Act dann auch von einem grossen Sommer-Festival gebucht wird, nachdem er bei uns entdeckt wurde.
Nau.ch: Was wollen Sie mit Zermatt Unplugged in den nächsten Jahren erreichen?
Furrer: Wir machen uns schon Gedanken, wie es weitergehen wird. Es bahnen sich grosse Marktveränderungen an: Das klassische Sponsoring wird langsam zum Auslaufmodell. Das bringt alle Festivals zur Frage: Wir finanzieren wir uns in Zukunft? Ein weiteres Thema sind die grossen, internationalen Künstlerinnen und Künstler, deren Gagen immer weiter ansteigen. Als dritter Punkt werden auch die Kosten für Personal und Infrastruktur immer höher. Parallel überlegen wir uns, wie wir das Festival weiterentwickeln können. Eine Überlegung ist, dass wir aus dem Rahmen der fünf Tage herauskommen, auch im Sommer Konzerte anbieten. Zermatt Unplugged könnte längerfristig eine Ganzjahres-Geschichte werden.
Nau.ch: Wenn Sie sich für nächstes Jahr einen Act wünschen könnten, unabhängig von Preis und Verfügbarkeit: Wen möchten Sie gerne in Zermatt sehen?
Furrer: Spannend ist immer, wenn Bands mit einem anderen Hintergrund unplugged spielen. Eine grosse Gitarren-Rockband mit einem charismatischen Frontmann, wie die Foo Fighters beispielsweise. Wenn sie sich an ein solches Projekt wagen würden, das wäre sehr spannend. Florence and the Machine haben schon mal ein tolles MTV-Unplugged gespielt, das wäre auch ein spannendes Booking. Unter dem Strich entdecken wir bei Zermatt Unplugged jedes Jahr viele tolle Sachen, dass die Abhängigkeit von den internationalen Top-Acts zum Glück nicht so gross ist. Und vielleicht machen ja Hecht wieder einmal ein Zermatt Unplugged (lacht).
Zur Person: Rolf Furrer ist CEO von Zermatt Unplugged. Der gebürtige Luzerner war nach seinem Studium in Medienwissenschaften, Geschichte und Filmwissenschaften an der Universität Zürich von 2009 bis 2012 im Bereich Marketing und Sponsoring für das Zurich Film Festival tätig. Seit 2013 arbeitet er in der Unternehmensgruppe Tom Talent von Thomas Sterchi. Dieser ist Gründer und Präsident von Zermatt Unplugged. Das Festival findet jährlich während fünf Tagen im April (8.–12. April 2025) statt.