Schweizer Berge werden zunehmend überrannt

Gerry Reinhardt
Gerry Reinhardt

Schwyz,

Immer mehr Menschen zieht es in die Berge – vor allem am Wochenende. Auf beliebten Gipfeln, wie dem Grossen Mythen, wird es zunehmend eng und teils gefährlich.

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Dichtestress auf dem Grossen Mythen morgens um 6 Uhr. - Nau.ch Leservideo

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Berge werden zunehmend überrannt.
  • Am Beispiel Grosser Mythen zeigt: Das kann recht gefährlich werden.
  • Unfälle passieren meist, wenn die Leute sich überschätzen und zu schnell unterwegs sind.

Nau.ch-Leserin Martina ist eine Frühaufsteherin. Wenn sie den Sonnenaufgang auf dem Grossen Mythen erleben will, klingelt ihr Wecker um 3 Uhr morgens.

Der markante Schwyzer Gipfel lässt sich nämlich nur zu Fuss erklimmen. Kein Bähnli, keine Abkürzung.

Doch allein war sie an diesem Morgen nicht: «Es waren so viele Leute im Dunkeln unterwegs, dass wir im Entenschritt hochlaufen mussten», erzählt Martina.

«So habe ich das noch nie erlebt»

Diese Szene spielte sich auf einem Bergweg mit dem Schwierigkeitsgrad T3 ab – steinig, stellenweise abfallend, technisch anspruchsvoll.

«Ich war um 6 Uhr morgens oben, aber es war so voll, dass ich kaum verweilen wollte. Ich bin schnell wieder abgestiegen.»

Doch unterwegs war es nicht besser: «Dann kamen die Tagestouristen hoch. Ich musste ständig ausweichen, was gefährlich war. Der Weg ist eng, man kommt sich in die Quere.»

Dichtestress auf dem Berg – ein wachsendes Problem?

Pierre Mathey, Geschäftsführer des Schweizerischen Bergführerverbandes, kennt solche Szenen.

«Der Grosse Mythen gilt zwar noch als Wanderziel und fällt nicht unter die Risikoverordnung. Eine punktuelle Besucherlenkung kann aber durchaus sinnvoll sein.»

Bist du gerne in den Bergen?

Mathey verweist auf Beispiele wie den Oeschinensee oder das Jungfraujoch: Dort ist der Zugang nur noch via Online-Reservation möglich. Dies, um Überfüllung zu vermeiden.

Auch bei klassischen Alpengipfeln wurde reagiert: Am Matterhorn und am Mont Blanc hat man die Zahl der Schlafplätze in den Hütten reduziert. Aus Sicherheitsgründen und für besseren Komfort.

Und am Mythen? 1000 Leute auf dem Gipfel möglich

Soll es eine ähnliche Regulierung am Grossen Mythen geben? Der Verein «Freunde des Grossen Mythen», der den Weg unterhält, meint, dass das gar nicht möglich sei.

Präsident Hans Reichmuth sagt im Interview mit Nau.ch: «Natürlich finden immer mehr Leute den Weg zu uns auf den Gipfel. Es kann sein, dass es Tage gibt, wo 1000 Leute oben sind.»

Genug Platz für alle da, aber ...

Für Reichmuth ist das kein Problem: «Der Platz ist vorhanden. Schwieriger ist, dass viele den Weg auf sich nehmen, die gar nicht dazu in der Lage sind.»

Der Weg sei trotz allem anspruchsvoll, was vielen nicht bewusst sei. «Sie kämpfen sich mit letzter Kraft nach oben. Dabei vergessen sie: Sie müssen auch wieder runter

Unfälle passieren laut Reichmuth meist beim Abstieg, wenn Wanderer zu schnell unterwegs sind und die Kraft fehlt.

Sein Rat: «Kommt nur auf den Gipfel, wenn es euch Spass macht. Wenn ihr unsicher seid: Kehrt um.»

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