Projekt Plaudertasche fördert Sprechen im Kindergarten

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Emmen,

Mit dem Projekt «Plaudertasche» üben Kinder in Emmen das dialogische Sprechen, stärken ihr Selbstbewusstsein und erleben Gemeinschaft im Kindergarten.

Emmen
Das Gemeindehaus und Gemeindeverwaltung von Emmen am Samstag, 27. Juni 2020 in Emmenbrücke. - Keystone

Wie die Gemeinde Emmen schreibt, werden mthilfe der «Plaudertasche» die Schüler zum Sprechen motiviert und in den Kompetenzbereichen «Verstehen in dialogischen Hörsituationen» und «dialogisches Sprechen» gefördert.

Ausserdem kann es sich positiv auf das Selbstbewusstsein der Kinder auswirken und die Gruppendynamik stärken. In den Kindergärten der Schule Krauer wird die Plaudertasche jedes Jahr über mehrere Wochen hinweg durchgeführt.

Wie funktioniert die Plaudertasche?

Die Kindergartenkinder sitzen sichtlich gespannt im Kreis. Für Anna (Name geändert) ist der Tag nun endlich gekommen. Sie ist heute das Plauderkind und darf der Klasse ihre Plaudertasche präsentieren. Darin befinden sich nämlich fünf ihrer Lieblingsgegenstände, welche sie von zuhause mitgebracht hat.

Die Kreismitte ist so eingerichtet, dass das Plauderkind erkennt, wo es seine Gegenstände platzieren darf. Ein Lieblingsstück nach dem andern wird von Anna sorgfältig hingelegt. Die anderen Kinder schauen neugierig zu. Von einer Seite des Kreises ertönt es: «Das habe ich auch zu Hause!» oder «Cool!». Ein Lächeln auf Annas Gesicht verrät, dass sie sich freut, wenn ihre Sachen den anderen Kindern gefallen.

Nachdem die Gegenstände bereitliegen, schnellen schon die ersten Zeigefinger der Kinder im Kreis nach oben. Sie wollen Fragen stellen, um mehr über Annas Lieblingssachen zu erfahren: «Wie spielst du damit?», «Darf ich auch damit spielen?», «Wie oft spielst du damit?», «Was ist das?», «Was kann man damit machen?», «Warum hast du das mitgenommen?» und «Schläft das Plüschtier in deinem Bett?». Anna, das Plauderkind, beantwortet alle Fragen mit Freude.

Das Sprechen fördern

Beim Projekt «Plaudertasche» entstehen kurze Dialoge, wodurch die Kinder lernen, Fragen zu stellen, dem Gesprächspartner richtig zuzuhören und auf direkt an sie gerichtete Fragen zu antworten. Es muss dabei laut und deutlich gesprochen werden, sodass das Gegenüber das Gesagte versteht.

Die Lernenden üben sich darin, Gesprächsregeln einzuhalten (zum Beispiel zuhören und ausreden lassen). Die Kinder erkennen den Nutzen der Sprache: «Wenn ich über meine Lieblingsdinge erzählen und dabei verstanden werden will, muss ich das Sprechen üben.»

Weil die Plaudertasche über mehrere Wochen regelmässig durchgeführt wird, üben die Schülerinnen und Schüler die wiederkehrenden Fragesätze. Kinder, welche bereits über gute Sprachkompetenzen verfügen machen den Anfang. Kinder mit noch wenigen Deutschkenntnissen lernen von ihnen und können die Fragesätze später selbst anwenden.

Das Gesprochene kann durch Handlungen an den mitgebrachten Gegenständen unterstützt werden. Sprache ist ausserdem nicht nur «Sprechen». Die Schülerinnen und Schüler werden auch in der nonverbalen Kommunikation gefördert. Dazu gehört unter anderem die Mimik, der Blickkontakt und die Körperhaltung. Es verlangt auch einiges an Mut, sich vor die gesamte Klasse zu stellen.

Zum Sprechen motivieren

Für die Kindergartenkinder ist es ein bestärkendes Erlebnis, wenn sie sich mit dem Gegenüber verständigen können, was wiederum zum weiteren Lernen motiviert. Die Sprechbeiträge werden durch die intrinsische Motivation der Kinder angekurbelt. Die Motivation kommt also vom Kind selbst und ist nicht von äusseren Faktoren abhängig.

Für das Lernen ist die Motivation zentral und Motivation entsteht durch die Befriedigung der psychologischen Grundbedürfnisse des Menschen (Selbstbestimmung, Kompetenz, soziale Eingebundenheit).

Das Plauderkind kann sich als selbstbestimmend erleben, weil es selbst entscheiden darf, worüber es vor der Klasse spricht. Es kann sich als kompetent erleben, weil es seine Gegenstände sehr gut kennt und viel darüber zu berichten weiss. Es fühlt sich sozial eingebunden, weil es durch seine Beiträge aufrichtiges Interesse der anderen Kinder erfährt.

Die Plaudertasche kann sich auch positiv auf die Gruppendynamik auswirken, weil sich die Kinder noch besser kennenlernen und durch gemeinsame Interessen neue oder engere zwischenmenschliche Verbindungen entstehen.

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