Etappenweise: Die Volksschule führt das Tagesschulmodell ein

Das neue Tagesschulmodell sieht vor, dass die Kinder den Mittag an der Schule verbringen, wenn sie am Nachmittag Unterricht haben. Es kommt per Sommer 2026.

Wie die Stadt Luzern schreibt, setzt die Volksschule der Stadt Luzern das Tagesschulmodell ab Sommer 2026 schrittweise um.
Die Schulhäuser Fluhmühle, Littau Dorf sowie St. Karli werden ab August 2026 zur Tagesschule umgestellt. Ab dem Schuljahr 2027/28 folgen Staffeln und Wartegg. Bis voraussichtlich 2030 wird die Tagesschule bei sämtlichen Schulhäusern eingeführt.
Das neue Tagesschulmodell sieht vor, dass die Kinder den Mittag an der Schule verbringen, wenn sie am Nachmittag Unterricht haben. Die Erziehungsberechtigten haben auch in Zukunft die Möglichkeit, ihre Kinder von der Mittagsbetreuung abzumelden.
Nachfrage nach familienergänzender Betreuung konstant gestiegen
Die Volksschule und ihre Tagesstrukturen leisten einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit sowie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die Nachfrage nach familienergänzender Betreuung ist seit Einführung der ergänzenden Tagesschule 2010 in der Stadt Luzern kontinuierlich gestiegen. Zwischen 2014 und 2025 wurde das Platzangebot am Mittag mehr als verdreifacht; die Ganztagesplätze wurden gut verdoppelt.
Der aktuelle Bildungsdiskurs hat zudem vermehrt die Integration von Unterricht, Betreuung und Freizeitgestaltung im Tagesablauf im Fokus. Für das Kind ist die Schule der Lern- und Lebensort, an dem es den Tag verbringt.
Mit dem Ja der Stimmbevölkerung für die flächendeckende Einführung der Tagesschule vom Juni 2024 wurden die Vorbereitungen für die Einführung der Tagesschule vorangetrieben.
Mittag an der Schule verbringen
Das neue Tagesschulmodell baut auf fünf Kernelementen auf: konstanter Stundenplan, gebundene Mittage, Mittagsgestaltung, Unterrichtsentwicklung und Bildungsangebote im Tagesablauf. Der Tagesablauf mit Unterricht, Betreuung und ausserschulischen Bildungsangeboten wird mit klaren Zeitgefässen ganztägig strukturiert.
Mit dem neuen Tagesschulmodell werden die Kinder den Mittag standardmässig an der Schule verbringen, wenn sie am Nachmittag Unterricht haben. Erziehungsberechtigte haben die Möglichkeit, ihre Kinder von den Mittagen abzumelden.
Schulnahe Angebote können besser im Tagesablauf der Kinder integriert werden. Ein weiterer Vorteil: Der Stundenplan wird für die Eltern vorhersehbar, weil die Unterrichtsnachmittage pro Stufe festgelegt sind. Zudem endet der Schulunterricht am Nachmittag immer zur gleichen Zeit (Primarschule bis 15.35 Uhr, ausser mittwochs).
Dies vereinfacht auch die Planung für Lektionen der Musikschule oder von Angeboten der Sportvereine. Alle anderen Betreuungszeitfenster zwischen 7 und 18 Uhr können wie bis anhin nach Bedarf gebucht werden.
Grosse Veränderung für Primarschule
Die Änderungen betreffen vor allem die Primarschulkinder, die neu automatisch am Mittag in der Schule bleiben. Die Kindergartenkinder besuchen die Mittagsbetreuung weiterhin auf Anmeldung.
Für Lernende der Sekundarschule gibt es keine fixen Betreuungsmodule. Sie können sich ganztägig in der Schule aufhalten, sich dort selbst verpflegen, über den Mittag freizeitorientierte Angebote nutzen oder in der Schule lernen.
Damit die Unterrichtstage nicht zu lange werden und um Frühstunden zu reduzieren wird die Mittagspause auf 85 Minuten verkürzt (bisher 120 Minuten).
Vorbereitungen und Entwicklungsbereiche
Seit Annahme an der Urne laufen die Vorbereitungsarbeiten. Neben der Planung und Bereitstellung der Infrastruktur arbeitet die Volksschule an der Digitalisierung des Anmeldesystems. Die Schulbetriebe setzen sich mit der multiprofessionellen Arbeit in Tagesschulteams auseinander und entwickeln fächerübergreifende Unterrichtsgefässe weiter.
Die Mittagszeit ist ein integraler Bestandteil des rhythmisierten Tages in der Tagesschule und verbindet Betreuung, Bildung und Erholung. Ziel der Mittagsgestaltung ist es, eine strukturierte, kindgerechte und bedürfnisorientierte Zeit zu schaffen.
In mehreren Betreuungen konnten bereits im laufenden Jahr neben dem konventionellen Mittagstisch verschiedene Formen von sogenannten Kinderrestaurants getestet und erfolgreich umgesetzt werden.
Bei diesem Verpflegungskonzept wird viel Wert auf die Förderung der Selbstständigkeit und Selbstverantwortung gelegt, die Kinder entscheiden selbst, wann, mit wem und wie lange sie essen möchten. Den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder kann damit besser Rechnung getragen werden.
Zugang zur Betreuung erleichtern
Das Tarifsystem wurde überarbeitet, um Familien mit tiefen Einkommen stärker zu entlasten als heute und den Kindern aus diesen Familien den Zugang zur Betreuung zu erleichtern.
So wird zum Beispiel für die gebundenen Mittage ein Einheitstarif von sechs Franken eingeführt. Bisher galten einkommensabhängige Tarife mit einem Minimaltarif von 8,50 Franken. Bei den restlichen Betreuungselementen beteiligen sich die Eltern weiterhin einkommensabhängig, das Tarifsystem wurde geringfügig überarbeitet.
Beispielswiese profitieren Familien mit mehreren Kindern von einem höheren Geschwisterrabatt oder die Einkommensschwelle für die tiefste Tarifstufe wurde angehoben.
Das Tagesschulmodell unterstützt die Familien in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, fördert die Erwerbstätigkeit und berücksichtigt gleichzeitig die verschiedenen Familienmodelle, indem die Angebote grundsätzlich freiwillig bleiben.