Wer ist Bundesrats-Kandidat Martin Pfister?

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Region Zug,

Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister ist ausserhalb seines Kantons kaum bekannt. Nun will er Bundesrat werden. Oder wollte er es schon immer?

Martin Pfister Bundesrat Kandidat
Der Bundesratskandidat und Zuger Landamann Martin Pfister anlässlich einer Medienkonferenz des Kantons Zug, am 4. März 2022 im Regierungsgebäude in Zug. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Martin Pfister kandidiert als Nachfolger von Viola Amherd im Bundesrat.
  • Er gilt in Bundesbern als wenig bekannt.
  • Seine Biografie ist interessant: Er kennt sich sehr gut mit Bundesräten aus.

Manch einer dürfte gestern gleich zweimal überrascht gewesen sein: Zuerst, weil Mitte-Mann Pfister seine Kandidatur für den Bundesrat bekanntgab.

Danach, weil es gar nicht um Partei-Präsident Gerhard Pfister ging, sondern um Namensvetter Martin. Noch ein Pfister – und ebenfalls aus dem Kanton Zug?

Tatsächlich ist der Zuger Regierungsrat Martin Pfister mit seiner Bundesratskandidatur ins Rampenlicht katapultiert worden. Zeit, genau hinzuschauen, wer hier – zumindest potenziell – Mitte März für eine Überraschung sorgen will.

Martin Pfister: Ein Langweiler?

Um dies gleich aus der Welt zu räumen: Pfister und Pfister sind allerhöchstens sehr entfernt verwandt. Trotz gleichen Nachnamens und gleichen Kantons haben sie nicht einmal den gleichen Heimatort.

Alain Berset Martin Pfister
Als Zuger Gesundheitsdirektor erhielt Martin Pfister während der Pandemie auch Besuch von Gesundheitsminister Alain Berset, hier am 6. Oktober 2020 in Zug. - keystone

Aus Zug hört man, Martin Pfister sei bescheiden, gelassen, unaufgeregt, leise, gmögig, sachlich oder schlicht unspektakulär. Klingt langweilig und nicht nach einem Wahlkämpfer, der schon zweimal in die Kantonsregierung wiedergewählt wurde.

Klingt aber auch nicht nach Gerhard Pfister, der auch aufbrausende und ungeduldige Phasen haben kann.

Trotz seiner ruhigen Art hat Martin Pfister als Zuger Gesundheitsdirektor aber auch ab und zu Pflöcke eingeschlagen. Zum Beispiel während der Pandemie, als der Kanton Zug auch mal mit Massnahmen-Verschärfungen vorpreschte. Denn Entscheiden ist sich Martin Pfister gewohnt: Er hat als Oberst die Katastrophenhilfe in der Territorialdivision 3 befehligt.

Martin Pfister: Bilderbuch-Bundesrats-Vorbereitung?

Mit dieser Erfahrung wäre Pfister wohl geradezu prädestiniert fürs VBS und braucht den Vergleich mit Konkurrent Markus Ritter (ehemaliger Gefreiter).

Nebst seiner Militärkarriere liest sich Pfisters übrige Biografie wiederum eher unspektakulär. Aber irgendwie wie wenn sich hier einer sein Leben lang auf ein höheres Amt vorbereitet hätte.

Markus Ritter
Nationalrat Markus Ritter (M/SG) war lange der einzige Interessent für die Nachfolge von Viola Amherd. - keystone

Martin Pfister hat zunächst das Lehrerdiplom gemacht und dann an der Universität Freiburg Geschichte und Germanistik studiert.

Seine Interessen sind aus heutiger Sicht äusserst interessant, denn Pfister schreibt selbst in seinem Blog: «Die Geschichte der Bundesrätinnen und Bundesräte begleitete mich durch meine ganze Zeit als Historiker an der Universität Freiburg.»

Die Lizenziatsarbeit schreibt er zum ehemaligen Bundesrat Philipp Etter, einer von nur zwei Zuger Bundesräten. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter ist er für Urs Altermatt tätig, der Bundesrats-Koryphäe schlechthin und Autor des «Bundesratslexikons».

Martin Pfister Bundesratskandidatur
Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister hat sich schon früh für das Leben als Bundesrat interessiert. - zVg

Später ist Martin Pfister vor allem als Berater für NGOs tätig. Und als Geschäftsführer diverser Verbände, von Garagistenzulieferern bis zur Förderung energieeffizienter Elektrogeräte.

2011 dann absolviert er den Zertifikatslehrgang «Weiterbildung für Politik» an der Universität St. Gallen. Da hatte wohl jemand ein bestimmtes Ziel vor Augen.

Mitstudierende über Martin Pfister

Dazu passen auch Erinnerungen an Martin Pfister von damaligen Mitstudierenden an der Uni Freiburg. Zwar fällt spontan auch die Qualifikation, Pfister habe «kein Charisma».

Aber offenbar ist er auch nicht unangenehm aufgefallen, sondern als «stromlinienförmig» und «braver Streber».

Wen würdest du in den Bundesrat wählen?

Martin Pfister sei immer sehr freundlich und auch beliebt gewesen. Beeindruckt hat, dass er als erster Zugang erhielt zum Familienarchiv von Bundesrat Philipp Etter. «Die Familie Etter stellte mir den Privatnachlass zur Verfügung», erinnert sich Pfister in seinem Blog.

Dieser habe sich, in Bananenschachteln verpackt, im Büro von Etters Sohn, Pater Kassian, im Kloster Einsiedeln befunden.

Das habe an der Uni zu Diskussionen Anlass gegeben. «Warum gerade er?», habe man sich gefragt. Eine Frage, die sich bald das Parlament ebenfalls stellen wird.

Weiterlesen

Initiative «Active City»

Mehr aus Luzern