EV Zug – Dominik Kubalik: «Ich will Meister werden!»

Der Wechsel von Dominik Kubalik von Ambri zum EV Zug ist der Transfer des Jahres. Vor dem heutigen Saison-Start spricht der Tscheche über seine Beweggründe.

Das Wichtigste in Kürze
- Heute startet der EVZ mit einem Heimspiel gegen Bern in die neue National-League-Saison.
- Im Fokus steht auch Dominik Kubalik, der von Ambri nach Zug wechselte.
- Für den Star-Stürmer ist klar: «Ich will Meister werden.»
Der 26. Mai 2024 ist im kollektiven Gedächtnis des Schweizer Eishockeys tief eingebrannt. Es ist der Tag, an dem Tschechien in Prag Weltmeister wird, dieses 2:0 über die Schweiz.
Dominik Kubalik gibt den Assist zum Emptynetter 19 Sekunden vor Schluss und feiert dann die Nacht durch; es ist der erste Titel seiner Profikarriere.
Für die Schweiz war es ein schmerzhafter Abend, es fehlte so wenig. Aber jetzt, eineinhalb Jahre später, ergibt sich zumindest für den tapferen Torhüter Leonardo Genoni so etwas wie ein Trost: Die Schweizer Finalniederlage war einer der Gründe dafür, dass sich Kubalik im Sommer 2025 dem EV Zug angeschlossen hat.
Er sagt: «Das Gefühl des Gewinnens macht süchtig. Ich will es zurück, darum habe ich mich für diesen Wechsel entschieden, ich sehe in Zug die besten Perspektiven, um Meister zu werden.»

Es ist eine plausible Erklärung, denn die Saison 2024/25 hat exemplarisch aufgezeigt, wo Ambris Limiten liegen: Selbst 27 Treffer des Torschützenkönigs Kubalik genügten nicht, um das Team in die Playoffs zu schiessen.
Wie gross war da der Frust? «Ambri und ich, das ist eine spezielle Beziehung, der Klub bedeutet mir viel. Aber ich würde sofort meine Tore gegen den Erfolg des Teams eintauschen. Ich will Meister werden, das ist wichtiger als der persönliche Erfolg», sagt Kubalik.
In Zug hat der Flügelstürmer für zwei Jahre unterschrieben. Er sagt, der Entscheid sei ihm leicht gefallen – eine Rückkehr nach Tschechien sei kein Thema gewesen, obwohl Teams wie das von einem Milliardär alimentierte Pardubice dort kräftig mit dem Scheckbuch wedeln.
Auch die NHL war keine ernsthafte Option, Kubalik sagt: «Man muss realistisch sein. Ich bin jetzt 30, da wartet in der NHL niemand mehr auf mich.»
Und dann ergänzt er: «Ich habe gezeigt, dass ich in der NHL in der richtigen Rolle ein produktiver Spieler sein kann, in den ersten zwei Linien. Für die Blöcke 3 und 4 war ich nicht gut genug, so ehrlich muss ich sein.»
Ein schwaches NHL-Jahr hat Kubalik aus der Liga bugsiert
Die Analyse ist schlüssig, fast so scharf wie ein Kubalik-Geschoss: In seinem ersten NHL-Jahr, 2019/20 in Chicago, erzielte Kubalik auf Anhieb 30 Tore und wurde ins «All-Rookie-Team» gewählt.
Die zwei weiteren Spielzeiten bei den Blackhawks waren solid. 2022/23 in Detroit waren es immer noch 20 Tore und 45 Punkte in 81 Spielen. Seine einzig schwache Saison war 2023/24 in Ottawa mit 15 Punkten und einer Minus-30-Bilanz in 74 Spielen.
Seither schlägt ihm in der NHL Skepsis entgegen, die einzigen Offerten waren Zwei-Weg-Verträge und Try-Outs.
«Das Jahr in Ottawa hat es für mich sehr schwierig gemacht. Aber so ist die Realität, es geht auch vielen anderen Spielern so. Timing ist wichtig in der NHL», sagt Kubalik.
Und fügt an, dass nach seinem Dafürhalten auch weitere NL-Spieler das Zeug für einen NHL-Stammplatz hätten: «Mir gefällt der Junge in Lausanne zum Beispiel, Théo Rochette, der hat viel Drive und ist in einem guten Alter, er wird es schaffen.»

Lausanne dürfte einer der ernsthaftesten Titelkonkurrenten für den EVZ sein. Die Zuger haben nach dem desillusionierenden Sweep im Playoff-Viertelfinal gegen Davos gleich drei weiterlaufende Verträge von Ausländern (Carlsson, Hansson, Olofsson) aufgelöst.
Was Kubalik imponierte – er sagt: «Das war ein klares Signal des Managements. Es gelten in Zug hohe Standards, das gefällt mir.» Gespräche mit dem EVZ-Captain Jan Kovar bekräftigten ihn in seinem Entscheid zusätzlich,
Kubalik sagt: «Wir stehen uns seit vielen Jahren nahe, spielten 2012 zusammen für Pilsen und waren oft in der Nationalmannschaft zusammen unterwegs. Er hatte über Zug nur Positives zu berichten.»
Kovar ist auch mit 35 ein Center einer Güteklasse, wie ihn Kubalik in der Schweiz noch nie neben sich hatte. Wenn das Duo harmoniert, wäre es keine Überraschung, wenn Kubalik als erster Spieler seit Petr Sykora 2010/11 die Marke von 35 Treffern knackt – auch wenn Kovar den Saisonstart verletzt verpasst.
Bald soll ein Boot für den Zugersee her
Sein Copain wird ihm ebenfalls bei der Integration neben dem Eis behilflich sein können. Kubalik sagt, seine Familie habe den Zugersee den Sommer über bereits sehr zu schätzen gelernt. Der Plan sei, bald ein Boot zu kaufen.
Finanziell ist das kein Kraftakt, auch wenn er die frühsommerlichen Schlagzeilen («Der bestbezahlte Ausländer der Geschichte») kategorisch ins Reich der Fabeln verweist: «Wegen dem Geld hätte ich nicht nach Zug wechseln müssen. Ich kann mir nicht erklären, wie man auf die Zahl von 900'000 Franken netto kommt, es wird hoffentlich jedem klar sein, dass das komplett falsch ist.»
Der Sportchef Reto Kläy sagt sogar: «Kubalik hat in Ambri mehr verdient als bei uns.»

Allzu entscheidend ist das ohnehin nicht – der EVZ ist finanziell gut genug unterfüttert, um auch kräftige Saläre entrichten zu können. Und man darf schon davon ausgehen, dass sich der Kraftakt für den Kanonier Kubalik lohnen wird, schliesslich gibt es in Zug eine tief verwurzelte und bestens funktionierende Tradition, Ausländer aus Ambri abzuwerben.
Mit Stars wie Donald Laurence, Paul DiPietro oder Oleg Petrov hat der EVZ beste Erfahrungen gemacht. Bald wird die illustre Liste um Kubalik ergänzt werden können.
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Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst im Schweizer Hockey-Magazin «SLAPSHOT» erschienen.