Immer mehr Bauern setzen bei Tieren auf Homöopathie
Der Einsatz von homöopathischen Mitteln scheint bei Schweizer Bauern immer beliebter zu werden. Damit wollen sie den Antibiotika-Verbrauch senken.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Verein Kometian bietet Bauern komplementärmedizinische Beratungen an.
- Die Anzahl der Mitglieder ist seit dem Vorjahr um 57 auf 910 gestiegen.
- Ein Projekt zeigt, dass der Antibiotika-Einsatz bei Milchkühen von Mitgliedern sinkt.
Seit 2012 bietet der Verein Kometian seinen Mitgliedern komplementärmedizinische Beratungen zur Behandlung von Tieren an. Dies geschieht rund um die Uhr – vorwiegend per Telefon.
Im Vergleich zum Vorjahr sind 57 neue Mitglieder hinzugestossen, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet.
Damit ist die Zahl der Mitglieder auf insgesamt 910 gestiegen. Ausserdem werden auch Bauern, die nicht Mitglieder sind, gegen eine Gebühr beraten.
Bei Kindern hat es «sehr gut gewirkt»
Vorstandsmitglied und Bauer Stephan Wicki erklärt, dass er von einem Tierarzt auf homöopathische Behandlungen gebracht worden sei. Er habe homöopathische Mittel zunächst bei seinen Kindern eingesetzt, wenn diese krank waren.
«Es hat sehr gut gewirkt. Also begann ich, Homöopathie auch bei den Milchkühen einzusetzen», sagt er der Zeitung.
Der Bauer aus Triengen LU habe schon länger Mühe gehabt, die Milch von Kühen, die mit Antibiotika behandelt wurden, wegzuschütten.
Wicki hält aber fest, dass er die Schulmedizin nicht ablehne. Je nach Situation setze er auf Globuli oder auf konventionelle Mittel.
Umso wichtiger sei eine Anlaufstelle wie Kometian. Er werde selbst von einer Tierärztin des Vereins begleitet.
«Wirkung stark umstritten»
«Die Wirkung ist stark umstritten und nicht anerkannt», sagt Ariane Maeschli zu Homöopathie.
Die Tierärztin vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) beschäftigt sich seit Jahren mit Homöopathie in der Landwirtschaft.
Dennoch gebe es diverse wissenschaftliche Studien, die Wirkungen aufzeigen würden, die über die Placebo-Wirkung hinausgingen.
Dass es sich nicht um stoffliche oder chemische, sondern energetische Arzneimittel handle, «erschwert den Wirkungsnachweis nach den üblichen wissenschaftlichen Prinzipien».
Maeschli habe für das Fibl ein Projekt von Kometian begleitet, in dem 27 Milchviehbetriebe über sechs Jahre beobachtet wurden.
Das Resultat der gesammelten Daten: In den ersten zwei Jahren Kometian-Mitgliedschaft sei der Antibiotika-Einsatz bei Milchkühen um ein Drittel gesenkt worden.
Tierärzte immer offener gegenüber Homöopathie
Gleichzeitig sei die Gesundheit der Tiere auf einem konstant guten Niveau gelegen. Es handle sich um ein vom Bund unterstütztes Projekt.
Maeschli fügt an: «Einige Landwirtinnen und Landwirte wenden die Homöopathie bei ihren Tieren schon seit Jahrzehnten an. Ohne dass sie eine Wirkung erkennen würden, würden sie kaum die Zeit und das Engagement aufbringen, die für die Behandlung mit Homöopathie erforderlich ist.»
Ausserdem seien auch Tierärzte gegenüber Homöopathie offener geworden, auch wenn noch grosse Skepsis herrsche.
Immerhin hätten Kurse und Literatur in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass der Zugang zur Komplementärmedizin einfacher geworden sei.